Ein paar Gedanken über Rassismus und Integration
Alltag - Oder „Man darf ja mal sagen dürfen....“

Jeden morgen wache ich auf, in meinem gemütlichem Ikea-Himmelbett, weil mein Wecker es mal wieder geschafft hat, mir meinen Schlaf zu rauben.
Meine Mutter hat ihn letztens gekauft, war nicht teuer; Made-in-China halt.
Dann mache ich mich fertig, ziehe mich an; - am liebsten mag ich bequeme Hoodies von GAP, Abercrombie und anderen american Brands - und gehe anschließend runter, wo mein Frühstück bereitsteht.
Jeden morgen gibt es Porridge, nach englischem Originalrezept, ich schneide mir immer noch ein paar exotische Früchte rein, ich liebe Papayas, Kiwis, aber auch Drachenfrüchte und wie das Zeugs auch immer heißt.
Manchmal lese ich mir auf den Schildchen durch, woher das Obst kommt.
Letztens habe ich an Weihnachten mega leckere Kirschen gegessen, in Deutschland wachsen die um die Zeit ja längst nicht mehr, aber anscheinend in Argentinien.
Währenddessen schalte ich den Fernseher ein, es laufen mal wieder Nachrichten, schon das Wort „Entwicklungszusammenarbeit“ kotzt mich an, was soll das überhaupt sein?, Wirtschaft undso Politiksachen sind stinklangweilig, sodass ich natürlich sofort umschalte: VIVA, mit Musik frühstückt man eben am besten.
Es laufen gerade die internationalen Charts, genauer das letzte Siegerlied des ESC.
Ich mag es ganz gerne.
Um Punkt 7:30 würde ich ja eigentlich mit dem Fahrrad in die Schule radeln, aber ich habe mir letztens im Ägypten-Urlaub beim Quad fahren in der Wüste die Hand gebrochen.
Diese Mann da hat mich einfach nicht richtig eingeführt ins Fahren.
Naja, jetzt kann der seinen Fehler eh nicht mehr ausgleichen....
Mein Bus kommt schon um 7:25. Auch wenn es nur 5 Minuten sind, ist es ein heftiger Einschnitt in meinen Zeitplan geworden.
Ich renne also um 7:24 los um noch diesen Bus zu erwischen. Geschafft.
Ich steige ein, sehe den Busfahrer, auf dessen Namensschild „Tony“ steht, obwohl er mehr wie ein Murat aussieht.
Ich ziehe eine alte Busfahrkarte raus, nuschle ein, zwei Worte in seine Richtung und laufe an dem Busschalter vorbei.
Der checkt das eh nicht.
Von dem gesparten Geld, werde ich mit etwas Cooles kaufen, vielleicht ein T-Shirt oder Schmuck.
Nach einer 15Minütigen Fahrt, die sich dieses Mal aber aufgrund dieser müffelnden Burka-Person neben mir,( ist ja klar, dass man in dem Ding stinkt) schier endlos angefühlt hat, komme ich in der Schule an.
Das „deutsche Gymnasium Hindenburg“;
Ich besuche die 12. Klasse und mache bald mein Abi, meine Leistungsfächer sind Englisch und Mathe.
Tja, und dann sitze ich heute mal wieder so im Unterricht, gelangweilt, und spiele an meinem Verband rum, als unser Lehrer Jemand Neuen ankündigt.
Mitten im Jahr?
Gespannt bin ich zwar irgendwie nicht, brauchte ich auch nicht, die Neue war nicht sonderlich hübsch und sie trägt ein Kopftuch.
Ich hab ja nichts gegen Ausländer, aber Kopftuch?
Irgendwie finde ich sie komisch, aber nicht deshalb, es macht einfach ihre Ausstrahlung, keine Ahnung wieso.
In der Pause wird in unserer Gruppe erst mal ordentlich über sie „diskutiert“.
Eins steht fest: Die Arme hat als Einzige Ausländerin keine Überlebenschance.
Mobbing gibt es hier nicht, gab es nie und wird es auch nicht geben. Natürlich werden wir alle immer nett zu ihr sein, aber irgendwie.... Ich hab halt keinen Bock mich mit ihr anzufreunden, ist ja nicht Böse gemeint.
Egal, ich habe andere Probleme. Ich hab nach der Schule ein Date.
Was soll ich anziehen?
Nach der Schule schlüpfe ich also in mein komplett durchgeplantes Outfit, ziehe meine neuen italienischen Lederboots an und renne mal wieder in den Bus, wo der gleiche Busfahrer hockt.
Als ich aussteige, kommt mir Neil schon entgegen.
Sein schöner brauner Teint, sticht total aus der Menge.
Er ist kein Schwarzer, er hat einen natürlichen leicht dunklen Teint, zu dunkel ist nicht schön, es ist irgendwie halt nicht so meins.
Keine Ahnung, meine Mutter fände es auch nicht so toll, sie meint immer Schwarze und Türken kämen ihr nicht ins Haus, vorallem auch keine Marokkaner, was ich auch verstehen kann, obwohl sie selbst in Polen geboren wurde.
Das Date lief super, er hat mir sogar diese mega leckeren Turkish Delight mitgebracht.
Ich liebe sie!!
Zum Abschied hat er mich sogar geküsst.
Und pünktlich um 20Uhr war ich zu Hause, setze mich zu meinen Eltern an den Tisch und wir bestellen erst einmal beim Thai und schauen Nachrichten.
Echt krass, der Vorfall bei Lampedusa.
Wieso wird sich nicht ordentlich darum gekümmert?
Soviel Ungerechtigkeit auf der Welt, immer wieder so krass, was da so abgeht. Schon fast wie in so 'nem falschen Film! Hab ich ein Glück hier in Deutschland zu leben und nicht in so einem Kriesenland oder so. Nach den Nachrichten schauen wir meist zusammen noch eine Serie oder einen Film.
Ich mache dann erst immer noch spätabends schnell meine Hausis und gehe schlafen. Hach, ich fühle mich ja so wohl unter meiner warmen Decke!

Viele Menschen halten sich selbst nicht für Rassistisch, aber den Spruch „Ich hab ja nix gegen Ausländer, aber man darf ja wohl sagen dürfen, dass....“, kennt wohl jeder.
Man kann nicht davon ausgehen, dass es nur zwei Seiten gibt; Rassisten und Nicht-Rassisten.
Ich bin der Meinung es gibt auch diejenigen Menschen, die sicht selbst für Nicht-Rassisten halten, aber mehr einer dritten Gruppe von Toleranten, oder Ausländer-Duldner entsprechen. Erst wenn wir über diese Stufe der Akzeptanz hinwegschreiten kann eine Integration funktionieren. Integration beruht nämlich auf den Aspekten des gegenseitigen Respekts, Achtung und Miteinbeziehung in eigenen sozialen Gruppen, sowie das völlige Verschwinden von jeglichen „tolerierend-duldenden“ Gedanken. Auch wenn Integration formal gegeben ist und mit Zahlen und Werten wiedergegebn ist, sieht man doch häufig, dass Immigranten unter sich bleiben.
Man muss international, länderübergreifend Denken und sollte Menschen nicht einkategorieren.
Hierbei ist weiterhin wichtig den eigenen Egoismus zu überwinden, auch in wirtschaftlicher Sicht, ein Menschenleben hat keinen berechenbaren Wert.

Denkt mal darüber nach!